«Je länger ich hier arbeitete, umso mehr sind mir die Menschen ans Herz gewachsen.»

Nada Tosic, Köchin, seit 35 Jahren im Gehörlosendorf

Als Nada in die Schweiz kam, hatte sie einen herausfordernden Start als Hilfsköchin. Ihre Offenheit für Neues, die positive Einstellung und ein unbändiger Wille hat ihr geholfen, ihren Weg zu gehen. Trotz Herausforderungen einer Ausbildung während ihrer Mutterschaft und vielen kulturellen Hürden, hat sie nie aufgegeben und ist uns lange Jahre als eine treue und geschätzte Angestellte erhalten geblieben. Wir danken Nada herzlich für ihr Engagement im Gehörlosendorf und wünschen ihr, dass sie durch ihr fröhliches Wesen und die positive Einstellung noch viele schöne Begegnungen erleben darf – innerhalb und ausserhalb unserer Stiftung.

 

Als ich vor 35 Jahren im Gehörlosendorf zu arbeiten begann, war der Start sehr herausfordernd. Einerseits konnte ich noch praktisch kein Deutsch und andererseits musste ich die Gebärdensprache lernen, um mit den Bewohnenden zu kommunizieren. Eigentlich hatte ich eine Ausbildung als Fusspflegerin in Serbien absolviert. Ich bin dankbar für die Gelegenheit, die ich damals erhielt, um als Hilfsköchin einsteigen zu können und dass ich immer wieder gefördert wurde. Die Ausbildung zur Köchin mit zwei kleinen Kindern war zwar sehr anstrengend, aber ich mag die Herausforderung, mich immer wieder weiterzubilden und Neues auszuprobieren. Bis heute arbeite ich als Köchin im Restaurant des Gehörlosendorfes und habe nebenbei nie aufgehört, Fusspflege zu machen. Die Bewohnenden liegen mir am Herzen und so kann ich einen nahen Kontakt zu ihnen pflegen.

In den vergangenen 35 Jahren hat sich viel verändert im Gehörlosendorf. Manchmal war das anstrengend und auch herausfordernd. Ich habe die Veränderung aber immer als Chance gesehen, das Alte loszulassen und Neues zu gewinnen. Eine Erinnerung werde ich nicht mehr vergessen: Als im Jahr 2008 das Haupthaus neu gebaut wurde, mussten wir ca. ein Jahr lang in einem Container kochen. Es war sehr eng und im Sommer wurde es erdrückend heiss.  Als wir nach dem Bau dann das neue Selbstbedienungsrestaurant und die grössere Küche einweihen durften, waren alle Strapazen vergessen. So habe ich sehr vieles in schöner Erinnerung – all die gemeinsamen Ausflüge, die schönen Anlässe mit dem Personal und den Mitarbeitern, wo ich jeweils das Dessertbuffet machen durfte. Je länger ich hier bin, umso mehr sind mir die Menschen ans Herz gewachsen. Die Bewohnenden brauchen manchmal viel Geduld und Zeit, aber ich glaube, dass die Verbundenheit mit den Bewohnenden als Angestellte in der Küche einer anderen Institution nicht so gross wäre.

Eigentlich könnte ich es nach so vielen Veränderungen etwas ruhiger angehen und geniessen, wenn es nun länger so bleibt. Ich wünsche mir aber, dass wir in der Küche und auch in anderen Bereichen noch mehr Lernende ausbilden können. Die Jungen sind unsere Zukunft und ich investiere gerne in sie. Dafür braucht es jedoch noch mehr Platz und weiterhin Offenheit für Veränderungen.»